Sonntag, 1. Juni: Heimfahrt
Mit einem Hauch Wehmut blicken wir auf das Ende unseres kleinen Urlaubs zurück. Nach einer gewittrigen Nacht empfing uns der Morgen an der Elbe mit stillem Zauber – ein feiner Nebel lag über dem Wasser, als wolle er die Welt für einen Moment stillhalten. Die Luft war frisch, durchdrungen vom Duft feuchter Erde und nasser Wiesen. Noch im frühen Halbdunkel, kurz nach halb fünf, griff ich zur Kamera, um die letzten flüchtigen Stimmungen dieses Ortes einzufangen – wie gemalte Bilder zwischen Nacht und Tag.
Ein stärkendes Frühstück auf unserer Terrasse, begleitet vom letzten Blick über das glitzernde Band der Elbe – das Schlagen der Kirchturmglocke, das leise Rattern der Seile der Gierfähre – all das wirkte wie ein letzter, sanfter Gruß.
Dann hieß es Abschied nehmen – von der Ruhe, dem Fluss, der Weite und diesem stillen, romantischen Ort, der sich tief ins Herz schreibt.
Schön war’s. Und das Losfahren fällt ein bisschen schwerer, wenn die Seele noch bleiben möchte.
Samstag, 31 Mai: Lutherstadt Wittenberg & Elbbad
Unser Tag begann wieder an einem sonnigen Morgen an der Elbterrasse Wörlitz, unserem idyllischen Quartier direkt an der Elbe. Nach einem gemütlichen Frühstück auf der Terrasse, mit himmlischer Ruhe, machten wir uns am Vormittag auf den Weg um mit der nahegelegenen Gierfähre über die Elbe zu fahren, in die Lutherstadt Wittenberg.
Die Überfahrt mit der historischen Gierfähre ist immer wieder ein besonderes Erlebnis. Ohne Motor, allein durch die Strömung der Elbe und ein raffiniertes Seilsystem angetrieben, gleitet die Fähre seit Jahrzehnten zuverlässig über den Fluss.
In Wittenberg angekommen, tauchten wir ein in die Geschichte der Reformation. Die Stadt beeindruckt mit ihren gut erhaltenen historischen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten auf kleinem Raum. Unser Spaziergang führte uns zur Schlosskirche, bekannt durch Martin Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517. Die imposante Kirche mit ihrer berühmten Thesentür ist ein Muss für jeden Besucher. Weiter ging es zur Stadtkirche St. Marien, der Predigtkirche Luthers, und zum Lutherhaus, dem ehemaligen Wohnhaus des Reformators, das heute das größte reformationsgeschichtliche Museum der Welt beherbergt. Auch das Melanchthonhaus, Wohn- und Sterbehaus des Humanisten Philipp Melanchthon, beeindruckte uns mit seiner Renaissance-Architektur und dem liebevoll gepflegten Kräutergarten .
Nach so viel Kultur sehnten wir uns nach Natur und Ruhe. Wir kehrten zurück ans Elbufer und fanden eine einsame Bucht in der Elbaue, wo wir unser Picknick ausbreiteten. Mario wagte sogar ein erfrischendes Bad in der Elbe. Die friedliche Umgebung, das Plätschern des Wassers und das Zwitschern der Vögel machten diesen Moment unvergesslich.
Den restlichen Tag verbrachten wir im Garten unseres Hauses an der Elbterrasse Wörlitz. Bei Kaffee und Kuchen ließen wir die Eindrücke des Tages Revue passieren und beobachteten das Treiben der Elbfähre.
Unsere Tour gibt es HIER.
Freitag, 30. Mai: Ein Tag im Gartenreich – Unser Besuch im Wörlitzer Park
Der Tag begann entspannt mit einem tollem Frühstück auf unserer Terrasse. Wir flogen ein wenig mit der Drohne und testeten einige Funktionen für unseren Schweden-Trip. Ein paar tolle Aufnahmen sind auch rausgekommen.
Am Vormittag starteten wir in den Wörlitzer Park – ein Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint.
Auf unserer Rundwanderung durch dieses historische Landschaftsparadies, das seit 2000 zum UNESCO-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz gehört, tauchten wir tief ein in eine Welt aus klassizistischer Gartenkunst, Philosophie und aufklärerischem Geist.
🌿 Ein visionäres Gartenprojekt des 18. Jahrhunderts
Der Park wurde ab 1765 im Auftrag von Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau angelegt – inspiriert von seiner Englandreise, bei der
er die Idee der englischen Landschaftsgärten kennenlernte. Es war ein radikaler Bruch mit der barocken Strenge französischer Gärten. Statt geometrischer Beete und streng gestutzter Hecken setzte
man hier auf Natürlichkeit, sanfte Hügel, Wasserläufe und symbolträchtige Bauwerke.
Das Ziel war aber nicht nur Schönheit, sondern Bildung durch Ästhetik. Der Fürst verstand seinen Garten als öffentlichen Bildungsraum – eine Art begehbares Lehrbuch, das seinen Besuchern auf unterhaltsame Weise Philosophie, Ethik, Religion und Kunst näherbringen sollte.
🏛 Architektur als Botschaft
Die vielen kleinen Tempel, Brücken und Pavillons im Park sind keine bloße Zierde. Jedes Bauwerk hat eine tiefere Bedeutung:
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Der Venustempel steht für Liebe und Schönheit, aber auch für Wandel.
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Das Gotische Haus verweist auf die Geschichte Europas und den Wert des kulturellen Erbes.
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Der Stein, ein künstlich geschaffener Vulkan auf einer Insel, erinnert an die Kraft der Natur – eine Hommage an die Wissenschaft.
⛲ Ein Park für das Volk
Was den Wörlitzer Park wirklich einzigartig machte: Er war von Anfang an für die Öffentlichkeit zugänglich. In einer Zeit, in der Gärten vor
allem dem Adel vorbehalten waren, war dies ein revolutionärer Akt – Ausdruck der aufklärerischen Überzeugung, dass Bildung und Natur für alle zugänglich sein sollten.
🌍 Teil eines großen Ganzen
Der Park ist der bekannteste Teil des sogenannten Gartenreichs Dessau-Wörlitz, das sich über mehrere Anlagen und Schlösser erstreckt. Es ist ein
Meisterwerk der Landschaftsgestaltung, das die Ideen der Aufklärung, die Harmonie von Mensch und Natur und die frühe Denkweise des nachhaltigen Wirtschaftens in sich vereint.
📷 Ein Paradies für Fotografie und Geschichte
Ob gotische Fensterrosen, spiegelnde Seen oder weite Sichtachsen – der Park bietet zahllose Fotomotive, die nicht nur schön, sondern auch bedeutungsvoll sind. Jede Perspektive ist gewollt, jeder
Weg durchdacht. Hier geht man nicht einfach spazieren – man wandelt durch Geschichte und Philosophie.
📍 Unsere Route zum Nachwandern:
Den gesamten Rundgang mit Wegbeschreibung und Bildern findet ihr auf Komoot:
👉 Hier geht’s zur Tour
Donenrstag, 29. Mai: Zwischen Elbe, Gartenkunst und Eisenriesen – Ein entspannter Tag in Wörlitz
Der Tag begann ganz nach unserem Geschmack: ruhig, gemütlich und mit ganz viel Zeit. Noch bevor der Trubel des Tages starten konnte, drehten wir eine entspannte Morgenrunde mit Bella entlang der Elbe – ein herrlich frischer Start in den Tag. Zurück in unserem kleinen Ferienhäuschen warteten schon frische Brötchen und heißer Kaffee – perfektes Urlaubsfeeling!
Während Lara sich am Vormittag brav ihren Schulaufgaben widmete, zog Mario mit der Kamera los auf Motivjagd. Bella ließ sich nicht lange bitten und begleitete ihn voller Neugier in alle Richtungen. Grit genoss derweil einfach nur die warmen Sonnenstrahlen auf der Terrasse – manchmal sind es die kleinen Momente, die so besonders sind.
Am Nachmittag ging es dann auf Entdeckungstour: Ziel war der Schlosspark Oranienbaum. Und was sollen wir sagen – wir waren begeistert! Die Mischung aus englischem und chinesischem Gartenstil, die versteckten Wege, die Pagode und das Teehaus – ein Ort voller Geschichte und besonderer Atmosphäre.
Aber damit nicht genug: Anschließend fuhren wir weiter nach Ferropolis – der „Stadt aus Eisen“. Die riesigen Bagger und alten Industriekolosse haben uns schwer beeindruckt. Ein Ort zwischen Vergangenheit und Zukunft, ganz anders als der Park davor, aber nicht weniger spannend.
Den Abend ließen wir wieder ganz in unserem Tempo ausklingen: auf der Terrasse, mit Blick aufs Wasser, einem kühlen Getränk in der Hand und ganz viel Urlaubsgefühl im Herzen. Genau so lieben wir das Reisen als Familie.
Oranienbaum entdecken – Ein Spaziergang durch Geschichte und Gartenkunst
Unser Besuch im Schlosspark Oranienbaum war wie eine Reise durch Raum und Zeit – ein Ort, der uns mit seiner einzigartigen Mischung aus niederländischem Barock, fernöstlicher Gartenkunst und europäischer Geschichte verzaubert hat.
Der Park ist Teil des UNESCO-Welterbes Gartenreich Dessau-Wörlitz und beherbergt den einzigen weitgehend erhaltenen englisch-chinesischen Garten des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau ließ diesen zwischen 1793 und 1797 nach den Ideen des englischen Architekten Sir William Chambers gestalten.
Zu den Highlights zählen die fünfgeschossige Pagode, das Chinesische Teehaus und mehrere Bogenbrücken, die eine exotische Atmosphäre schaffen. Die Orangerie, eine der längsten Europas, beherbergt im Winter eine beeindruckende Sammlung von Zitruspflanzen.
Im Schloss selbst können Besucher prunkvolle Ledertapeten, Delfter Fliesen und chinoise Räume bewundern. Besonders spannend ist das TabakCollegium, das die Geschichte des Tabakanbaus in Anhalt präsentiert.
Eisen, Geschichte und Gänsehautmomente – Unser Abstecher nach Ferropolis
Nach unserem Spaziergang durch die zarten Formen fernöstlicher Gartenkunst in Oranienbaum erwartete uns am Nachmittag das genaue Gegenteil – und das war mindestens genauso beeindruckend: Ferropolis – die „Stadt aus Eisen“.
Schon von weitem ragen sie auf: fünf riesige Tagebaugroßgeräte, stählerne Riesen aus vergangenen Zeiten, die heute wie Monumente einer ganzen Epoche wirken. Ferropolis liegt auf einer Halbinsel im Gremminer See, wo einst Braunkohle abgebaut wurde – heute ist daraus ein spektakulärer Kultur- und Erlebnisort geworden.
Was für ein Kontrast! Zwischen Stahlkolossen, rostigen Laufwegen und riesigen Schaufelrädern fühlt man sich fast winzig – und doch auch irgendwie ehrfürchtig. Infotafeln erzählen von harter Arbeit, Energiegewinnung und Strukturwandel – aber auch von Transformation, Vision und kultureller Neunutzung.
Besonders faszinierend: Das Gelände wird regelmäßig zur Kulisse für Konzerte, Festivals und Lichtshows – dann wird aus der einstigen Industriebrache ein pulsierender Kulturort unter freiem Himmel. Ein kleiner Rundweg führt über das Gelände und bietet tolle Fotomotive und spannende Einblicke – auch für Kinder eine spannende Erfahrung.
Anreise mit Hindernissen – Ankommen im kleinen Elbglück
Kaum hatte Lara ihren letzten Schulstunde hinter sich gelassen, rollten wir auch schon los – unser Ziel: die Elbe, genauer gesagt die Elbterrassen Wörlitz. Eigentlich waren nur zwei Stunden Fahrt eingeplant, doch wie das eben manchmal so ist, hatte der Tag andere Pläne für uns. Stau, Unfälle und ein kräftiges Gewitter verwandelten unsere Route in eine zähe Geduldsprobe. Nach rund vier Stunden erreichten wir dann endlich unser Ziel.
Doch all der Stress war im nächsten Moment vergessen: Unser Ferienhaus – klein, fein und direkt an der Elbe gelegen – begrüßte uns mit seiner charmanten Ruhe. Für die nächsten vier Tage wird es unser Rückzugsort sein, unser Basislager für kleine Abenteuer und große Erholung.
Vor uns liegen entspannte Tage inmitten von Natur, Kultur und ganz viel frischer Luft. Der Wörlitzer Park mit seinen historischen Wegen, versteckten Brücken und stillen Ecken wartet schon auf uns – perfekt zum Wandern, Fotografieren und einfach mal Durchatmen. Wir freuen uns auf entschleunigte Stunden zwischen Elbe, Gartenkunst und Familienzeit.
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Zenner Monika (Donnerstag, 29 Mai 2025 22:35)
Das klingt alles sehr gut und die Bilder sind auch wieder sehr schön. Man schaut in entspannte Gesichter, das freut mich für euch.